Spinalkanalstenose

Die lumbale Spinalkanalstenose – der enge Wirbelkanal der Lendenwirbelsäule

Die Verengung des Wirbelkanals in der Lendenwirbelsäule hat in den letzten Jahren eine enorme Bedeutung in der Wirbelsäulenchirurgie erlangt. Die wesentliche Ursache dafür ist die Alterspyramide und unser aller Anspruch, unsere Mobilität (Beweglichkeit) und Autonomie (Selbstversorgungsfähigkeit) und damit unsere Lebensqualität bis in das hohe Alter zu erhalten.

Denn: die Spinalkanalstenose ist eine Erkrankung des älteren und alten Menschen. Sie führt zur Claudicatio spinalis, besser bekannt als die Schaufensterkrankheit, die nicht auf eine schlechte Durchblutung der Beine zurückzuführen ist.

Die lumbale Spinalkanalstenose ist eine schleichende Erkrankung. Durch Abnutzungsvorgänge kommt es zu einer Degeneration der Bandscheibe, zur Verdickung der Bandstrukturen an der Wirbelsäule und zur Arthrose der Wirbelgelenke. Die Kombination von Bandscheibenvorwölbung von vorne und Arthrose mit verdickten Bändern und Gelenken von hinten führt zu einer zunehmenden Einengung des Wirbelkanals.

Nicht selten werden diese Veränderungen durch eine zunehmende Lockerung der Bandstrukturen an der Wirbelsäule und damit durch eine zunehmende Instabilität der Wirbelsäule verstärkt.

Häufig klagen die Patienten über seit Jahren immer wieder auftretende Rückenschmerzen, die schließlich bei Belastung in die Beine ausstrahlen. Es kommt zu einer zunehmenden Verkürzung der schmerzfreien Gehstrecke, dann zu einer zunehmenden Verkürzung der Strecke, die der Patient ohne Pause zurücklegen kann. Zusammen mit den Schmerzen bedeutet das eine zunehmende Verschlechterung der Lebensqualität.

Typischerweise können die Patienten nachts ruhig schlafen und oft auch problemlos Fahrradfahren. Was für den Patienten erstaunlich ist, kann der Arzt gut auf Grund der Entstehung der Beschwerden erklären: Der Wirbelkanal wird weiter, wenn der Patient sich nach vorne beugt (Fahrradfahren, Gehen mit dem Gehwagen oder mit dem Einkaufswagen). Beugt sich der Betroffene aber nach hinten, wird der Wirbelkanal enger und die Beschwerden beginnen (aufrechtes Gehen, Stehen).

Wann sollte ich zum Arzt gehen?
Schmerzen in den Beinen bei Belastung sind immer ein Warnsignal des Körpers, auf das man hören sollte. Wenn diese Beschwerden immer wieder auftreten, sollten Sie sich bei ihrem Hausarzt vorstellen.

Bei nur geringen Beschwerden, die Sie nicht wesentlich behindern ist es vor allem wichtig, weiter aktiv zu bleiben. Dabei ist Bewegung die beste Therapie. Wichtig sind vor allem regelmäßige Spaziergänge, Wirbelsäulengymnastik (in der Gruppe, im Sportverein, o.ä.) und Abbau des Übergewichtes. Gelegentlich ist auch die Einnahme eines Schmerzmittels erforderlich.

Werden die Beschwerden stärker und schränken sie Ihre Bewegungsfähigkeit zunehmend ein, wird Ihr Hausarzt Sie zu einem Orthopäden oder Neurochirurgen überweisen.

Um die Diagnose „Spinalkanalstenose“ stellen zu können, ist die Untersuchung mit einer Kernspintomographie (MRT) oder einer Computertomographie (CT) erforderlich. Durch Röntgenaufnahmen können knöcherne Veränderungen wie Wirbelbrüche oder manche Tumoren ausgeschlossen werden. In der Röntgenaufnahme kann auch oft schon beurteilt werden, ob die Wirbelsäule stabil ist.
Welche Therapien stehen zur Verfügung?
Auch nach Stellung der Diagnose Spinalkanalstenose ist die konservative Therapie mit Bewegung, Krankengymnastik und Schmerzmedikamenten in vielen Fällen ausreichend.

Diese kann durch verschiedene Methoden wie Facettenblockaden und -denervierungen (z.B. Kryotherapie oder Radiofrequenztherapie) und Wurzelblockaden (PRT) unterstützt werden. Immer stärkere Schmerzmedikamente sind nicht sinnvoll.

Durch Schmerzmedikamente ist in der Regel keine Verbesserung der Beweglichkeit oder eine Verlängerung der Gehstrecke möglich.
Wann soll operiert werden?
Im Vordergrund steht bei dieser Erkrankung die Lebensqualität. Wenn die Schmerzen nicht mehr mit einfachen Schmerzmitteln zu beherrschen sind, die Mobilität zunehmend geringer wird und die Autonomie (Selbstversorgungsfähigkeit) zunehmend gefährdet ist, sollte man über eine Operation nachdenken.

Wenn die Schmerzen, manchmal auch die Schwäche in den Beinen, den Patienten an der Bewegung hindern, ist eine Operation erforderlich. Neurologische Ausfälle treten nur sehr selten auf und sollten bei dieser Erkrankung keinesfalls abgewartet werden.
Wie wird operiert?
Auch bei der Spinalkanalstenose ist man heute bemüht, die Operation möglichst über einen kleinen Hautschnitt durchzuführen. Deshalb werden sog. Laminektomien nur noch selten durchgeführt. Meistens ist es ausreichend, den Wirbelkanal von einer Seite zu eröffnen und auf beiden Seiten Platz zu schaffen, indem verdickte Bänder und Knochen abgetragen werden. Ob bei einer solchen Operation die Bandscheibe mit behandelt werden muss, kann oft erst bei der Operation entschieden werden.

In der Neurochirurgie werden diese Operationen immer unter dem Operations-Mikroskop (Mikrochirurgie) und nach dem Schlüsselloch-Prinzip durchgeführt. Bisher konnte nicht nachgewiesen werden, dass endoskopische Verfahren bei dieser Erkrankung von Vorteil sind.

Ihr Wirbelsäulenchirurg wird anhand der bildgebenden Untersuchungen (Kernspintomographie, Computertomographie, Röntgen) auch entscheiden, ob diese minimal invasiven Methoden ausreichend sind. Wenn die Untersuchungen eine Instabilität oder Gefügestörung an der Wirbelsäule nachweisen, kann auch die Stabilisierung der Wirbelsäule mit Schrauben und Stäben notwendig werden.

In komplexen Fällen werden Therapieentscheidungen nach der Diskussion des Falles im Rahmen einer interdisziplinären Wirbelsäulenkonferenz mit Kollegen verschiedener Fachrichtungen (Orthopädie, Neurochirurgie, u.a.) gefällt.
Und nach der Operation?
Nach der Operation einer Spinalkanalstenose ist nur eine kurze Bettruhe am Tag der Operation erforderlich. Bereits am ersten Tag nach der Operation dürfen und sollen die Patienten aufstehen. In den folgenden Tagen ist es wichtig, dass durch konsequentes Training wieder eine Alltagsbelastbarkeit erreicht wird, so dass die Patienten bereits wenige Tage nach der Operation wieder nach Hause entlassen werden können.

Über das Verhalten nach Operation einer Spinalkanalstenose informiert Sie die Broschüre „Patienteninformation zur Operation einer Spinalkanalstenose“. Während des stationären Aufenthaltes wird die Nachbehandlung (ambulante oder stationäre Rehabilitationsbehandlung) geplant und beantragt. Auch nach Operation einer Spinalkanalstenose ist Bewegung die wesentliche Therapie.
Wo wird operiert?
Operationen einer Spinalkanalstenose werden von mir während eines kurzen, 4- bis 5-tägigen stationären Aufenthalts in der Klinik für konservative und operative Wirbelsäulentherapie am Krankenhaus Rummelsberg durchgeführt. Über das Verhalten nach einer Operation der Spinalkanalstenose informiert Sie die Broschüre „Patienteninformation zur Operation einer Spinalkanalstenose“.

Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne im persönlichen Gespräch zur Verfügung.
Termine in meiner Praxis können telefonisch (0911 937780), per e-mail (info@parcside.info) oder über Online-Terminvereinbarung vereinbart werden.